Das Gefühl der Angst macht viele Menschen unsicher und führt dazu, dass sie das diffuse Gefühl loswerden möchten, bzw. Situationen, die dieses Gefühl auslösen, vermeiden.

Angst ist ein so wichtiges Gefühl, dass uns seit Bestehen der Menschheit intuitiv gegeben ist, um uns zu warnen. Für unserer Urvölker war dieses Gefühl oft überlebensnotwenig, um sensibel für die Anzeichen zu sein und sich vor Gefahren zu schützen. Man vertraute dem Gefühl, ohne zu wissen, warum es da ist bzw. welche Gefahr droht. Man nahm es ernst, ohne in Panik zu verfallen, sondern schärfte bzw. öffnete die Sinne, damit man nichts übersah, was für die Gesundheit des Einzelnen sowie des Rudels wichtig war.

Unser Leben hat sich heute verändert und den Gefahren der „Wildnis“ sind wir nicht mehr ausgeliefert. Dafür lauern andere Gefahren auf uns, denen wir uns stellen müssen. Angst ist etwas Positives und als solches sollten wir sie auch sehen und als Teil von uns annehmen. Sie ist wie ein Warnsignal, das uns auffordert  inne zu halten und Dingen auf den Grund zu gehen. Heutzutage tritt Angst häufig auf, wenn wir den für uns richtigen, individuellen Weg verlassen oder erst gar nicht beschreiten, uns anpassen und versuchen, es den Menschen und Systemen recht zu machen. Wir verleugnen innere Bedürfnisse und Wünsche und haben nicht den Mut, unseren individuellen Weg der Selbstentfaltung und des inneren Wachstums zu gehen, da wir uns zu sehr an dem festhalten, was sein sollte, statt uns auf das, was wirklich ist zu konzentrieren und daran zu wachsen. Dies zu ändern erfordert Mut, in erster Linie den Mut, sich selbst und seinen Gefühlen ungeschminkt zu begegnen und sich einzugestehen, was man wirklich im Leben will.
 

Angst ist gesund und wichtig, sie ist nur störend, wenn sie in ihrer Ausprägung so stark auftritt, dass sie den Menschen und sein Leben behindert oder gar lähmt. Hier ist es wichtig, sich seinen Ängsten zu stellen, sie anzunehmen und daraus in eine gesunde Mitte zu entwickeln. Die Angst ist ein Teil von uns Menschen, der zu uns gehört und seinen Platz finden möchte. Umso mehr wir versuchen, diesen Teil für immer loszuwerden, umso mehr wird die Angst um ihr Überleben und ihren Platz in uns kämpfen und das Ausmaß ihres Auftretens wird immer größer, da sie nach Aufmerksamkeit schreit. Dies führt meistens dazu, dass wir noch ängstlicher uns selbst gegenübertreten, einen Kontrollverlust befürchten und das Selbstvertrauen immer mehr abnimmt. Dies ist eine Abwärtsspirale, die aufgehalten werden muss und nach oben umgekehrt werden sollte.

Angst und Mut gehören zusammen und sollten in positiver Spannung zueinander stehen, um einerseits nicht übermütig und leichtsinnig zu werden und andererseits nicht überängstlich und vermeidend zu leben. Jeder Mensch hat beide Gefühle in sich und wenn die Ausprägung, des einen oder anderen Gefühls zu stark ist, so dass es den Menschen stört oder behindert, kann er durch Auseinandersetzung mit sich selbst den Gefühlspegel mehr in die eine oder andere Richtung steuern. Voraussetzung dafür ist, dass es beiden Gefühlen erlaubt ist, da zu sein, auch der Angst.

Überlegen Sie, wir hätten nur Menschen, die ausschließlich mutig sind und nicht die Phasen der Unsicherheit und Ängstlichkeit durchleben, die so wichtig sind, Entscheidungen von allen Seiten zu beleuchten, was wäre das für eine Menschheit?

In diesem Sinne alles Liebe!

Eure Kathrin